Seelsorgekurs schult

Der Seelsorgekurs hilft Mitarbeitenden in Betreuung und Pflege, auf Nöte ihres Gegenübers zu reagieren. „Ich frage inzwischen nicht mehr  `Wie geht es Ihnen?‘, sondern ‚Wie fühlen Sie sich heute?‘ Und schon sind wir beim momentanen Empfinden meines Gegenübers und mitten in einem intensiven Gespräch, in dem sich meine Gesprächspartnerin verstanden und wertgeschätzt fühlt. Gemeinsam versuchen wir zu erspüren, was sie im Moment am dringendsten braucht: Trost, Zuhören, das Äußern ihrer Wut oder einfach einen Menschen, der es bei ihr und mit ihr aushält.“

So fasst eine Teilnehmerin des Seelsorgekurses ihre wichtigsten Erkenntnisse nach insgesamt neun Kurstagen zusammen. Denn: Pflegt man normalerweise  auf die Frage „Wie geht es Ihnen heute?“ schwäbisch sparsam mit „guat“ zu antworten, so lernte man im Kurs, präzise die eigenen Gefühle zu beschreiben. Denn nur, wer die eigenen Gefühle erspürt, kann auch die Gefühle anderer  Menschen wahrnehmen und für die Seele sorgen.

Die Ausbildung  hatte im Januar begonnen und Ende Juni mit der Verleihung der Zertifikate ihren feierlichen Abschluss gefunden. Insgesamt elf Mitarbeitende aus Betreuung und Pflege nahmen an diesem Seelsorgekurs teil. Sie arbeiten in einem Palliativ Care Team, in der Sozialpsychiatrie, der ambulanten oder stationären Altenpflege, bei Diakonie-Sozialstationen oder in der Tagespflege als Betreuungsassistentinnen, Pflegekräfte, Pflegedienstleitungen und Ergotherapeutinnen. Die Leitung hatten Pfarrer Jochen Schlenker, Lehrsupervisor und Systemischer Berater, sowie Pfarrerin Claudia Krüger, Referentin in der Abteilung Theologie und Bildung im Diakonischen Werk Württemberg.

Abschlussfeier des Seelsorgekurses. ©Martin Schwarz

In ihren Tätigkeiten sind die Teilnehmenden oft mit großen und schweren Gefühlen konfrontiert. Gleichzeitig tun sie einen kostbaren und sinnvollen Dienst, geschieht diakonisches Handeln und gelebte Nächstenliebe, die in Echtheit, liebevoller Zuwendung und im Aufspüren von Hoffnung ihren Ausdruck findet und die geprägt und einzigartig wird durch die jeweilige Persönlichkeit der Seelsorgerin und des Seelsorgers.

Inhalte der Ausbildung waren unter anderem: Reden und Zuhören, Umgang mit Krisen und mit der Frage nach dem Warum, Beten und Segnen, die eigene Biographie und Spiritualität,  Kommunikationsmodelle, Gesprächshaltungen, Rollenverständnis, Umfeld der Seelsorge in der eigenen Einrichtung oder der Umgang mit religiöser Vielfalt. Auch Selbsterfahrung, Abschiedsrituale, Seelsorge bei Menschen mit Demenz waren wichtige thematische Inhalte. Jeder Kurstag begann mit einem Impuls der Kursleitung und endete mit einem Wort auf den Weg, das die Teilnehmenden sorgsam ausgewählt hatten. Am meisten, so die Meinung in der Gruppe, lernten sie bei den Gesprächsprotokollen, die sie einbrachten und die gemeinsam analysiert und besprochen wurden.

Am Abschlusstag gaben die Teilnehmenden berührende Einblicke in die „Schatzkästlein“ ihrer gesammelten  Erfahrungen und machten diese anschaulich in Symbolen wie Gebetskette, Gesangbuch , Feder, Engel, Ginkoblattkette oder farbigen Bildern, die Gefühle der Menschen symbolisierten. Alle waren sich einig: „Seelsorge braucht viel Herz und viel Zeit!“ Durch die Ausbildung ist es möglich, die Teilnehmenden mit einem Seelsorgeauftrag in einer diakonischen Einrichtung zu betrauen. Menschen mit einer solchen Ausbildung und ihren Begabungen stärken das diakonische Profil Ihrer Einrichtungen und sind ein Segen für die Menschen, um die sie sich kümmern.    

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