10 Jahre Bundesfreiwilligendienst

Vor 10 Jahren, am 1. Juli 2011, startete der Bundesfreiwilligendienst (BFD). Er trat an die Stelle des Zivildienstes, der zusammen mit dem Wehrdienst zu diesem Datum ausgesetzt wurde.

Am 1. Juli begann Michael Rabo seinen Dienst in der Diakonischen Jugendhilfe Heilbronn, von der Presse tituliert als „der erste Bufdi“. Das Diakonische Werk Württemberg war also von Anfang an mit dabei: Im ersten Jahr absolvierten rund 150 Menschen einen BFD in Einsatzstellen der Diakonie Württemberg, mittlerweile sind es jährlich über 600 junge und rund 100 ältere (über 27 Jahre) Menschen. Anlass genug für eine kritische Würdigung.

Von der Einführung des BFD gingen wichtige Impulse aus. Mit diesem Format gelang es, erhebliche Mittel des Bundes, die bis dahin für den Zivildienst eingesetzt wurden, für die Freiwilligendienste zu erhalten. Durch die zumindest scheinbare Nachfolge des BFD auf den Zivildienst konnten zudem mehr junge Männer interessiert werden. So ist seit der Einführung des BFD bis heute ein zumindest erhöhter Anteil von Männern in den Freiwilligendiensten zu verzeichnen. Die Männer sind aber bis heute in der Minderheit. In der Diakonie sind es rund 40 Prozent.

Einschneidende Neuerung war die Einführung des BFD Ü27. Erstmals wurde ein verfasster Freiwilligendienst für Menschen geschaffen, die älter sind als die bisherigen Teilnehmenden in den Freiwilligendiensten. Dieser hat sich bei vielen Trägern auf einem soliden Niveau bundesweit etabliert und hat eine echte Lücke geschlossen.

Der neue Dienst hat in den 10 Jahren seines Bestehens neben manchem Verdienst auch Anlass zur Kritik gegeben. An erster Stelle muss die aus Sicht der zivilgesellschaftlichen Akteure sehr kritische Rollenverteilung zwischen Staat und Zivilgesellschaft genannt werden. Anders als beim FSJ sind beim Bundesfreiwilligendienst nur der Bund und der/die Freiwillige Vertragspartner. Das vielfach bewährte und effektive Trägerprinzip wurde damit ohne Not, aber vor allem ohne jeden messbaren Gewinn, ausgehöhlt. Mehr noch: Durch zwei sehr ähnliche, in der Organisationslogik aber sehr unterschiedliche Dienste ergaben und ergeben sich unnötige Missverständnisse und bürokratischer Mehraufwand. Auch beim Thema politische Bildung hat der Bund bis heute den Eindruck nicht zerstreuen können, dass zum Bestandsschutz der ehemaligen Zivildienstschulen ein kleinlicher Streit über Bildungskompetenzen ausgefochten wird.

Bei all diesen Punkten ist aus Sicht der Verbände das „schlankere“ FSJ mit weniger Staat der Umsetzung eher zuträglich – von den wirtschaftlichen Vorteilen ganz zu schweigen. (Junge) Menschen für die Absolvierung eines Freiwilligendienstes zu gewinnen und diesen Dienst dann für alle Beteiligten gewinnbringend auszugestalten, lässt sich durch gesetzliche Rahmensetzung und ein Qualitätsmanagement gut und günstig erreichen. Das hat das FSJ in den über 50 Jahren seines Bestehens eindrucksvoll bewiesen.

Der BFD ist nun 10 Jahre alt – aber noch lange nicht erwachsen. Es gibt neben mancher Errungenschaft auch weiterhin einige Baustellen bei der Gestaltung und Entwicklung des BFD. Auch und gerade im Zusammenspiel zwischen staatlichen Stellen und den zivilgesellschaftlichen Akteuren liegt einiges im Argen. Das Diakonische Werk Württemberg wird sich weiterhin konstruktiv an der Durchführung und der Weiterentwicklung des BFD beteiligen. Das „Jugendfreiwilligenjahr“, das die ehemalige Familienministerin Franziska Giffey vorgeschlagen hat, weist in die richtige Richtung: bessere Förderung von Einsatzstellen und Trägern, Zusammenführung der Dienste, mehr Taschengeld, Absicherung des Bildungscharakters, wenig Bürokratie.

Anlässlich des 10-jährigen BFD-Jubiläums haben zwei Freiwillige aus der Abteilung Freiwilliges Engagement einen Blick zurück geworfen und die alten Werbevideos angeschaut, die hier bei der Diakonie Württemberg für den BFD gedreht wurden.

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