Platz für weltweite Gerechtigkeit und faires Handeln

Gestalteter Asylstuhl.

Die Corona-Krise macht deutlich: Weltweite Gerechtigkeit und ein nachhaltiger Umgang mit Gottes Schöpfung müssen einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Der Coronavirus spitzt 2020 die Lage in vielen Partnerländern von Brot für die Welt zu, in denen die Menschen bereits zuvor mit den Folgen wirtschaftlicher, politischer und klimatischen Krisen konfrontiert waren. Um Krisen zu begegnen, müssen Menschen und Gemeinschaften Resilienzen aufbauen. Das ist ein zentrales Ziel in der Arbeit von Brot für die Welt mit seinen Partnerorganisationen. Doch damit die Menschen im Globalen Süden die Krisen überwinden können, ist es ebenso wichtig, dass wir im Globalen Norden gerecht handeln – in Politik, Wirtschaft und Welthandel sowie im Umgang mit den natürlichen Ressourcen weltweit.

Die Corona-Pandemie trifft die Ärmsten am härtesten

In vielen Partnerländern von Brot für die Welt können sich Menschen eine medizinische Behandlung nicht leisten, weil sie kaum Einkommen und keinerlei soziale Absicherung haben. Es fehlt außerdem – vor allem im ländlichen Bereich – an einer Gesundheitsinfrastruktur, d.h. an Krankenstationen und Personal. Brot für die Welt-Partner haben 2020 mehrere Corona-Projekte gestartet, um die medizinische Versorgung, vor allem in abgelegenen Regionen, zu verbessern. Zudem wurden finanzielle Reserven in den Projekten freigegeben, damit Partnerorganisationen auf die aktuellen Situation reagieren können.

Nahrungsmittelknappheit droht

Viele  Partner der Landesstelle Brot für die Welt berichten davon, wie sich die Ernährungssituation in ihren Ländern massiv verschlechtert. Durch die Ausgangsbeschränkungen sind besonders den Armen die Einkommensmöglichkeiten weggebrochen. Viele von ihnen arbeiten als Straßenhändler, Tagelöhner oder Kleinbauern. Diese Menschen haben oft keine Rücklagen und müssen sich jeden Tag das Geld für ihr Überleben erarbeiten. Dürfen sie das Haus nicht mehr verlassen, können sie sich nicht ernähren. Landwirtschaftliche Produkte wie Bananen oder Kakao verderben auf den Feldern. In Regionen, in denen bewaffnete Konflikte oder die Folgen der Klimaerwärmung bereits zu einer Nahrungsmittelknappheit geführt haben, verschärft die Corona-Pandemie die Gefahr einer Hungersnot.

Welthandel muss gerechter werden

Die drohende Hungersnot zeigt, wie wichtig es ist, dass die Länder des Globalen Südens bei der Versorgung mit Grundnahrungsmitteln unabhängiger von Importen werden. Und dass die Menschen aus eigener Kraft ihre Ernährung sichern können. Dafür braucht es faire Handelsbedingungen und ausreichende Löhne.

Es ist deshalb wichtiger denn je, dass Unternehmen in ihren Lieferketten Menschenrechte einhalten und die natürlichen Ressourcen schützen. Im Gegensatz dazu wälzen transnationale Unternehmen bisher die Verluste aus der Corona-Krise auf die schwächsten Glieder in den globalen Lieferketten ab – mit fatalen Folgen für die Beschäftigten im globalen Süden.

Die Initiative Lieferkettengesetz, die von Brot für die Welt und anderen Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften getragen wird, fordert von der Bundesregierung, deutsche Unternehmen noch in dieser Legislaturperiode per Gesetz zur Achtung von Menschenrechts- und Umweltstandards zu verpflichten.

Klimagerechtigkeit durch konkreten Klimaschutz in Kirche und Diakonie

Klimagerechtigkeit muss einen Platz in unserer Gesellschaft haben. Viele Partner von Brot für die Welt weltweit berichten 2019/2020 von den Folgen der Klimaerwärmung. Dürren und Starkregen zerstören Ernten in Äthiopien, Sambia, Guatemala, Peru. Überflutungen und Wirbelstürme zerstören Häuser und Infrastruktur in Indien und Bangladesch. Besonders betroffen sind die Ärmsten, die nicht die finanziellen Mittel haben, mit den Klimafolgen umzugehen. Die Landesstelle Brot für die Welt informiert über die Situation der Menschen und die Unterstützung durch Brot für die Welt und die Diakonie Katastrophenhilfe. Das Diakonische Werk Württemberg hat sich Ende 2019 dem Ziel der Landeskirche angeschlossen, die Klimaneutralität zu erreichen. Um dieses Ziel zu erreichen, unterstützt die Landesstelle Brot für die Welt mit der Aktion Faire Gemeinde Klimaschutz und öko-faire Beschaffung in Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen.

Fünf Jahre „Faire Gemeinde“

Das Engagement für weltweite Gerechtigkeit und einen nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen findet auch in vielen Kirchengemeinden seinen Platz. Insgesamt 85 evangelische und katholische Kirchengemeinden in ganz Württemberg machen bei der Initiative „Faire Gemeinde“ mit, die im Dezember 2019 fünf Jahre alt geworden ist. Viele Kirchengemeinden können sich inzwischen auch mit der Auszeichnung „Faire Gemeinde“ schmücken.

Anlässlich der Remstal-Gartenschau 2019 hatten die evangelischen und katholischen Bildungswerke in Kooperation mit der Landesstelle Brot für die Welt die Kirchengemeinden entlang der Rems dazu aufgerufen, sich für faires und nachhaltiges Handeln einzusetzen und „Faire Gemeinde“ zu werden. 92 evangelische und katholische Gemeinden wurden angeschrieben, fast ein Drittel von ihnen macht inzwischen mit.

Die regionale Aktion wurde Anfang November 2019 mit dem 1. Platz des Innovationspreises der Kirchlichen Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung und der Karl Schlecht Stiftung ausgezeichnet. Die Kooperation der „Fairen Gemeinde“ mit den evangelischen und katholischen Bildungswerke wird auch über die Remstal-Gartenschau hinaus fortgeführt. Mit dem Preisgeld wird unter anderem ein regionaler Ansprechpartner auf Honorarbasis im Rems-Murr- und Ostalb-Kreis für die Themen Fairer Handel und Klimaschutz finanziert.

Regionale Aktion „Faire Gemeinde(n) entlang der Rems“, © Monika Johna

Ökumenische Begegnungsreise mit Brot für die Welt nach Peru

Ende November 2019 reiste eine württembergische Delegation mit Brot für die Welt nach Peru. Neben Oberkirchenrat Dieter Kaufmann und Kirchenrätin Eva-Maria Armbruster waren Vertreterinnen und Vertretern aus Diakonie und Kirche, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft mit dabei.

Württembergische Delegation in Peru.

Im Andenhochland rund um den Titicacasee auf knapp 4.000 Metern Höhe erlebten die Teilnehmenden die Arbeit von Partnerorganisationen von Brot für die Welt im Bereich „Nachhaltige ländliche Entwicklung“ sowie die Lebensrealität der lokalen und überwiegend indigenen Bevölkerung, von denen viele in Armut leben.

Die Besuche bei Projekten, bei denen es um landwirtschaftliche Produktion, Fisch- und Alpakazucht, lokalen Tourismus und die Herstellung und Vertrieb von Kunsthandwerk geht, haben den Teilnehmenden gezeigt, mit welchen Herausforderungen die Menschen tagtäglich konfrontiert sind, aber auch mit wie viel Engagement, Selbstbewusstsein und Stolz die Menschen, allen voran die Frauen, ihre Lebenssituation verbessern. In Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Partnerorganisationen und den Kollegen der Verbindungsstelle von Brot für die Welt in der Hauptstadt Lima konnte das Erlebte und Erfahrene zudem in den gesamtperuanischen und südamerikanischen Kontext gestellt werden.

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