Interview mit Dr. Kornelius Knapp

©Manfred Neumann

Seit April 2022 ist Dr. Kornelius Knapp ist Vorstand Sozialpolitik des Diakonischen Werks Württemberg. Zuständig ist er für die Bereiche Gesundheit, Alter, Pflege; Kinder, Jugend und Familie; Behindertenhilfe und Psychiatrie sowie Freiwilliges Engagement.

Lieber Herr Knapp, wie geht es Ihnen nach einem halben Jahr im Amt?

Im Diakonischen Werk bin ich sehr gut angekommen. Ich bin sehr dankbar für die großartige Aufgabe, die ich im engen Schulterschluss im Vorstandsteam ausgestalten darf. Natürlich lerne ich weiterhin täglich viel Neues, aber vermutlich wird dies dauerhaft so bleiben. Es ist ja die Chance und der Charme dieser Aufgabe, dass täglich Probleme auftauchen und schnell gelöst werden wollen, dass Herausforderungen bearbeitet werden müssen und immer wieder neue Chancen ergriffen werden können. Und das Ganze für die Klientinnen und Klienten, für die Mitarbeitenden, die diakonischen Einrichtungen und Dienste sowie für die gute Gestaltung unserer Gesellschaft.

Was hat Sie überrascht, erstaunt…?

Da ich in der Vergangenheit ja schon einmal beim Diakonischen Werk Württemberg gearbeitet habe, hat es mich nicht überrascht: Es hat mich gefreut, dass ich auf allen Ebenen sehr freundlich aufgenommen wurde. Das betrifft sowohl die Einrichtungen und Dienste, die ich in den letzten Monaten besuchen durfte, das betrifft alle Kolleginnen und Kollegen in der Landesgeschäftsstelle und es betrifft die Kooperationspartner in der Liga der freien Wohlfahrtspflege sowie in den anderen Landesverbänden und im Bundesverband. Die Aufgeschlossenheit hat es mir sehr leicht gemacht, dass ich mich in die Arbeitsbereiche einarbeiten und die Vielzahl der Themen kennenlernen konnte.

Welche Themen haben gerade Ihre besondere Aufmerksamkeit?

Es ist klar, dass schon am ersten Tag die Umsetzung des BTHG eine wichtige Rolle spielte. Die weiterhin sehr schwierige Verhandlungssituation hat die sofortige Präsenz erfordert. Auch in den nächsten Wochen und Monaten wird dieses Thema wohl eine starke Aufmerksamkeit erfordern.

Weitere Themen sind beispielsweise die Personalbemessung in der Pflege, die Ausgestaltung des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes auf Landesebene, die strukturellen Anpassungen im Bereich der Freiwilligendienste sowie die Vorbereitung der Novellierung des Landesrahmenvertrags in der Wohnungsnotfallhilfe.

Begleitet werden diese Themen von Handlungsfeldern, die mir persönlich auch sehr am Herzen liegen. Dazu gehört die Aufarbeitung und Prävention von (sexualisierter) Gewalt, das Thema der Partizipation in allen Hilfebereiche und die Entwicklung von Quartieren häufig auch in enger Abstimmung mit der Landeskirche.

Überschattet werden diese alle Themen von zwei weiteren. Das ist der weiter zunehmende Personalmangel und die aktuelle Kostensteigerung. Zur Personalgewinnung bauen wir derzeit das Kompetenzzentrum auf. Hier ist es mir wichtig, die vielen unterschiedlichen Handlungsoptionen gut zu nutzen, damit wir die nächsten zehn schwierige Jahre möglichst gut überstehen. Die aktuelle Kostensteigerung drängt jetzt sehr, und ich setze mich dafür ein, dass wir die soziale Infrastruktur komplett erhalten und eine solidarische Gesellschaft bleiben.

Die Vielfalt der Themen ist wirklich beachtlich und in der schnellen Taktung manchmal auch fast schwindelerregend. Da ist es wichtig, eine klare Richtung und einen Leuchtturm zu haben im Sinn von: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ Psalm 119, 105

Wie nehmen Sie die Landesgeschäftsstelle wahr?

Die Landesgeschäftsstelle ist für mich ein Bienenstock. Da summt und brummt es auf allen Ebenen und in allen Bereichen. Weiterhin lerne ich immer weitere Bereiche kennen, und stets bin ich beeindruckt. Wir haben wirklich richtig starke Abteilungen – auch im Vergleich mit anderen Verbänden innerhalb und außerhalb der Diakonie.

Diese Stärke kommt auch daher, dass das Arbeiten stark vernetzt stattfindet. Die Landesgeschäftsstelle gleicht immer mehr einem großen Team – es ist wirklich eine Dienstgemeinschaft. In den vergangenen Jahren wurden die bestehenden Säulen verflochten. Zudem sehe ich die verbandliche Arbeit oft sehr klug mit einer Dienstleistungsmentalität verbunden bzw. kombiniert. Das sind sehr gute Entwicklungen, die ich gerne in den nächsten Jahren weiter stärken möchte.

Was ist Ihrer Meinung nach die Stärke der Diakonie in Württemberg?

Es wird ja immer wieder davon gesprochen, dass die Protestanten ihren eigenen Kopf haben und dass demnach eine Vereinheitlichung der Positionen schwierig sei. Abgesehen davon, dass eine Homogenität nicht anzustreben ist – nur Vielfalt macht das Leben bunt –, ist dies auch eine Grundlage für Eigenständigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Die Stärke der Diakonie liegt meines Erachtens darin, dass viele kluge Köpfe und viele fleißige Hände in eigener Verantwortung und in großem Engagement sich für ihre Aufgaben einsetzen. Täglich bringen sich viele tausend hoch engagierte Menschen im Haupt- oder Ehrenamt für andere Menschen ein und helfen eine gerechte Gesellschaft zu schaffen. Mich macht es stolz, ein Teil davon zu sein. Und dabei können wir uns alle getragen wissen von unseren barmherzigen und liebenden Gott.

Zur Person

Kornelius Knapp war zuvor seit 2016 Abteilungsleiter bei der Stadt Stuttgart und schon einmal sieben Jahre lang bei der Diakonie Württemberg als Referent für Personalentwicklung und Leiter von Projekten. Er studierte Erziehungswissenschaften und Philosophie, worin er auch promovierte. Außerdem ist er ausgebildeter Coach und Lehrbeauftragter an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Daneben engagiert er sich ehrenamtlich in kirchlichen und diakonischen Gremien.

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