Das Altersbild, Chancen und Risiken der Digitalisierung und das Quartier als Handlungsfeld beschäftigen die offene Altenarbeit.
In der offenen Altenarbeit machte sich während der Pandemie zunächst besonders bemerkbar, dass die bis dahin sichtbare Vielfalt des Älterwerdens reduziert wurde und alle Älteren plötzlich und ausschließlilch zur Gruppe der besonders Schutzbedürftigen zählten. Dies ging einerseits einher mit einer großen Welle an Solidarität und Hilfs- und Unterstützungsangeboten für alle älteren Menschen. Andererseits brachen fast sämtliche Freizeit- und Aktivitäts- und Kontaktangebote für ältere Menschen weg, zumal auch die häufig ebenfalls schon älteren ehrenamtlichen Mitarbeitenden in der offenen Altenarbeit von den Schutzmaßnahmen betroffen waren.
Der Rückzug der älteren Menschen ins Private und Kontaktabbrüche waren eine große Herausforderung für die offene Altenarbeit. Mit zahlreichen Initiativen und Angeboten, etwa Postkarten- und Telefonaktionen, Gartenzaungesprächen, Briefen, Erzählaktionen usw. hielt die offene Altenarbeit den Kontakt zu den älteren Menschen aufrecht, was sich jedoch auch immer wieder als große Herausforderung entpuppte, denn beispielsweise mit Schwerhörigen oder demenziell Erkrankten zu telefonieren, ist schwierig. Dies wird auch für die postpandemische Zeit eine wichtige Frage bleiben, ebenso auch der Versuch, die äußerst reduzierten Altersbilder wieder in eine Vielfalt zu überführen sowie die Ehrenamtsarbeit wieder zum Leben zu erwecken.
Als ganz besonders schwergewichtiges Thema entpuppte sich der 8. Altersbericht: „Digitalisierung und ältere Menschen“. Dieses Thema war in der Pandemie hoch aktuell. Es stellten sich Fragen: Wie können Menschen, die bislang noch kaum oder gar nicht an der Digitalisierung teilhaben konnten oder wollten, unter den derzeitigen Bedingungen herangeführt und unterstützt werden? Was ist dazu nötig? Welche Angebote braucht es? Welche strukturellen Maßnahmen? Und aber auch: Wie kann man mit den Menschen in Verbindung bleiben, die nicht an der Digitalisierung teilnehmen wollen? Wie kann deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auch unter Pandemie-Bedingungen gewährleistet werden?
Bei dieser besonderen Herausforderung hat das Diakonische Werk Württemberg die Arbeit vor Ort unterstützt, indem es allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden Informationsmaterial, Anregungen, gesetzliche Vorgaben und Ideen regelmäßig zukommen ließ und Vernetzungen und Austausch mit anderen Aktiven ermöglichte. Dieses Thema wird noch weit über die Pandemie hinaus aktuell bleiben, da sich Digitalisierung nicht nur auf Kommunikation beschränkt, sondern auch auf die Themen wie „selbständig Wohnen im Alter“, „Gesundheit und Digitalisierung“ erstreckt.
Besonders wichtig in diesem Zusammenhang ist die Einbindung der offenen Altenarbeit in das Projekt „Aufbruch Quartier“, da genau hier die während der Pandemie zutage getretenen Probleme und Fragen aus verschiedenen Perspektiven und im Zusammenspiel angegangen werden. Besonders hilfreich dabei ist, dass seit 1. April 2021 nun eine Projektstelle besetzt werden konnte, die der Landesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Seniorinnen und Senioren (LAGES) zugeordnet ist und ausschließlich für die Einbindung des Themas offene Altenarbeit in die Quartiersarbeit zuständig ist. Es zeichnet sich schon jetzt nach kurzer Zeit ab, dass die Anfragen und Bedarfe vor Ort in diesem Bereich enorm hoch sind, weshalb schon jetzt die Frage nach einer Verstetigung gestellt werden sollte.