Finanzielle Förderung, die Diskussion über ein Gesellschaftsjahr oder die Wiedereinführung des Wehrdienstes – der Themen sind viele.
Die Freiwilligendienste standen im Berichtszeitraum weiterhin unter starkem finanziellem Druck. So ist 2024 im dritten Jahr in Folge die Gesamtsumme der Bundeszuschüsse für alle Formate weiter gesunken. Diese Zuschüsse bilden einen erheblichen Teil der Gesamtfinanzierung der Freiwilligendienste.
Insgesamt summieren sich die Rückgänge der Förderung in den vergangenen drei Jahren auf mehr als 35 Prozent. Umgesetzt hat der Zuwendungsgeber diese Kürzungen über die Verringerung von Kontingenten, also geförderten Plätzen. Die Auswirkungen dieser Kürzungen sind daher für die Träger der Freiwilligendienste unterschiedlich spürbar. Dort, wo Freiwilligenzahlen rückläufig sind, fällt eine Verringerung der geförderten Plätze weniger ins Gewicht als dort, wo die Anzahl der Teilnehmenden stabil bleibt oder gar wächst. Die erfreulich guten Teilnehmendenzahlen im Bereich der Diakonie Württemberg erweisen sich in dieser Hinsicht daher als besonders nachteilig.
Das Diakonische Werk Württemberg hat sich gemeinsam mit vielen anderen Trägern im Sommer und Herbst 2024 durch politische Lobbyarbeit dafür eingesetzt, drohende Kürzungen der Zuwendungen im Prozess der Haushaltsaufstellung noch abzuwenden. Das vorzeitige Ende der Ampelregierung und die damit verbundene nicht erfolgte Aufstellung eines Bundeshaushalts haben diese Bemühungen allerdings ins Leere laufen lassen.
Den Einsatzstellen und der Abteilung Freiwilliges Engagement ist es im vergangenen Jahr gemeinsam gelungen, die Teilnehmendenzahlen deutlich zu steigern. Im Freiwilligenjahrgang 2023/2024 waren es letztlich 1973 Freiwillige, die in der Diakonie in Württemberg einen Freiwilligendienst geleistet haben. Nachdem sich in den Jahren zuvor die Gesamtzahl jeweils bei circa 1800 bewegt hat, ist dies ein deutlicher Zuwachs und Erfolg. Ein genauerer Blick offenbart, dass dabei die Zahl einheimischer Freiwilliger auf einem konstanten Niveau gehalten werden konnte, was angesichts der stetig kleiner werdenden Schulabgängerjahrgänge schon nicht selbstverständlich ist. Der eigentliche Zuwachs bei der Gesamtzahl ergibt sich aus der um rund 20 Prozent gestiegenen Zahl internationaler Freiwilliger. Die durch die Rahmenbedingungen oft anspruchsvolle und herausfordernde Gewinnung und Begleitung von internationalen Freiwilligen wurde durch die zuständigen Mitarbeitenden der Abteilung mit Fleiß und Engagement sichergestellt; immer im engen Kontakt und Austausch mit den Einsatzstellen.
Die Gesamtentwicklung kann als Ausweis der guten Arbeit bei der Gestaltung des Dienstes durch die Mitglieder verstanden werden. Die Abteilung Freiwilliges Engagement hat durch ihre gute administrative und pädagogische Begleitung ihren Teil dazu beigetragen. Auch die vielfältigen Aktivitäten der Abteilung in Sachen Jugendkommunikation zahlten sich letztlich bei den guten Zahlen aus.
Das Zusammenspiel von sich verschlechternder Förderkulisse und erfolgreicher Gewinnung einer großen Zahl von Freiwilligen ergab eine herausfordernde Gesamtsituation. So mussten im Berichtsjahr erhebliche Einsparungsanstrengungen unternommen werden – immer mit der Maßgabe, die Qualität bei der Gewinnung, Verwaltung und Begleitung von Freiwilligen beizubehalten. Politisches Ziel ist es, eine positive Veränderung der derzeit ungenügenden und wenig verlässlichen Förderpraxis zu erreichen. Die Diakonie Württemberg macht sich dabei die Forderung der Diakonie Deutschland und anderer Verbände zu eigen, ein Dienstrecht auf Freiwilligendienst zu etablieren: Immer dort, wo eine Einsatzstelle und ein Freiwilliger ihren Willen zu einem Dienst bekunden, sollen auskömmliche Fördermittel bereitstehen – unabhängig von der Kassenlage.
Die Abteilung Freiwilliges Engagement hat ein mit den Fachverbänden und dem Verbandsrat abgestimmtes Positionspapier zum verpflichtenden Gesellschaftsjahr (Unsere Positionen) vorgelegt. Im Kern beschreibt es die bestehenden Dienstformate als gut funktionierende und etablierte Angebote, die bei entsprechender Förderung noch erhebliches Ausbaupotenzial haben und einem Pflichtdienst aus vielerlei Gründen vorzuziehen sind. Sollte sich im politischen Diskurs ein verpflichtendes Modell durchsetzen, bietet das Diakonische Werk eine konstruktive Mitwirkung und seine Expertise bei der Ausgestaltung an. Dies gilt in gleicher Weise bei einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht einschließlich eines dann möglicherweise wieder notwendigen Ersatzdienstes.
