Die Corona-Pandemie hat die Diakonie in Württemberg grundlegend getroffen. Persönliche Kontakte mussten beschränkt werden. Es galt, Regelungen in den Einrichtungen und die Beratung in den Diensten neu zu organisieren. Finanzielle Auswirkungen hat die Pandemie natürlich auch. Auf jeden Fall mussten Menschen weiter gepflegt, begleitet und beraten werden. Obdachlose brauchten Unterkunft, ein warmes Mittagessen sollte es auch weiterhin geben.
Informationen bewerten und weitergeben
Kurz getaktet waren die Informationsverteilung und die Bewertung für die verschiedenen Dienste und Einrichtungen. Vorstand und Fachabteilungen der Landesgeschäftsstelle des Diakonischen Werks Württemberg arbeiteten als Taskforce, auch in den Einrichtungen wurden Krisenstäbe und Krisenkommunikationskonzepte umgehend eingesetzt. Neue Regelungen und Verordnungen der Ministerien galt es zu prüfen, zu interpretieren und den Einrichtungen und Diensten weiterzuleiten.
Stetiger Austausch mit Ministerien und Ämtern
Schnell wurde klar, dass die Politik nicht alle Erfordernisse der freien Wohlfahrtspflege im Blick hatte. Die zentralen politischen Forderungen wurden im Verbund der Liga der freien Wohlfahrtspflege in Schreiben an die jeweils verantwortlichen Ministerien transportiert. Die Kontakte zum Sozialministerium, zu den Kommunalverbänden, zum Landesjugendamt und anderen liefen und laufen in vielen Bereichen sachgebietsbezogen. Auf der Basis auch schon seitheriger guter Zusammenarbeit konnten trotz der immensen Anforderungen in vor der Krise nicht vorstellbarer Geschwindigkeit Lösungen entwickelt werden.
Die Verbände der Wirtschaft wurden von der Wirtschaftsministerin zum Austausch geladen. Durch die Intervention des Diakonischen Werks Württemberg gelang es, im Kontakt mit dem Wirtschaftsministerium die Anliegen der Sozialwirtschaft und die der Liga-Verbände direkt einzubringen. Oberkirchenrat Dieter Kaufmann war an der wöchentlichen Telefonkonferenz der Wirtschaftsministerin mit den Wirtschaftsverbänden als Sozialwirtschaft beteiligt.
Wirtschaftliche Sicherung von Einrichtungen
Hohe Priorität hatte und hat die wirtschaftliche Sicherung der diakonischen Einrichtungen und Dienste. Ausfallende Leistungen bedrohen die Liquidität. Die Diakonie Deutschland hatte die Aufnahme der Sozialwirtschaft in den Rettungsschirm der Bundesregierung betrieben. Auf Landesebene wurden die Modalitäten für schnelle finanzielle Hilfen mit dem Wirtschaftsministerium präzisiert. Lücken in den Schutzschirmen wurden moniert. Die Landesgeschäftsstelle vermittelt Darlehen von Banken, die teilweise die Tilgung für 2020 aussetzen, und die Hilfe durch Soziallotterien. Mit Unterstützung der Landeskirche konnten die Mittel des Notfonds aufgestockt werden. Das Fonds- und Risikomanagement ist den Mitgliedern bei der Antragsstellung der Zuschüsse behilflich.
Kommunikation nach außen
Die flächendeckende Information an die Einrichtungen und Dienste lief über Newsletter im Mitgliederbereich. Außerdem wurden Vorstandsbriefe mit aktuellen grundlegenden Themen verschickt. Für Fragen des Arbeitsrechts oder der Kurzarbeit wurde eine Hotline eingerichtet. Auf der Plattform Coyo haben sich Verantwortliche der Einrichtungen zur Umsetzung der Hygieneregeln ausgetauscht. Und ganz wichtig: Als eine der ersten hat sich die Diakonie in mehreren öffentlichen Dankesschreiben bei denen bedankt, die in der Krise „den Laden am Laufen hielten“: bei den Verantwortlichen und Beschäftigten in Diakonie, Politik, Behörden und Verwaltung, bei Hauswirtschaft und Reinigung, Fahrdiensten, bei Eltern ohne Kinderbetreuung und bei den Bewohnerinnen und Klienten für ihre Geduld.
Die Situation in den Einrichtungen
Zu Beginn der Pandemie war der Mangel an fehlender Schutzausrüstung in nahezu allen Arbeitsbereichen dramatisch. Mit dem Sozialministerium wurden die Verteilmechanismen der erwarteten Lieferungen besprochen, es waren zunächst die vulnerabelsten Personen und die Mitarbeitenden zu versorgen. Auch Testungen in den Einrichtungen waren lange nicht möglich. Dass Landkreise dies unterschiedlich handhabten, war problematisch. Es ist vieles gelungen. Erfreulich war auch eine Spende von mehr als zwei Millionen Masken. Die Diakonie Deutschland und ihre Verbände haben von den Firmen Sagrotan und BASF mehrere Millionen des Mund-Nasen-Schutzes bekommen, die an die Fachabteilungen und von da an die Mitglieder verteilt wurden.
Großer Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den diakonischen Einrichtungen und Diensten waren mit großem Einsatz weiterhin für ihre Bewohner und Klientinnen da. Pflegekräfte haben sogar im Heim übernachtet, um niemanden zu gefährden und da zu sein. Die publizierte Meinung, dass Menschen – auch beim Sterben – alleine gelassen wurden, verstehen die Engagierten zurecht als Affront. Beratungen fanden weiterhin statt – telefonisch oder auch bei Spaziergängen. In vielen Hilfebereichen, wie beispielsweise der Wohnungslosenhilfe und der Flüchtlingsarbeit, wurden Lösungen erarbeitet, damit die Klienten in den Unterkünften, weiterhin unterstützt werden konnten.
Erfreulich waren und sind viele kreative Angebote von Einrichtungen und Ehrenamtlichen, die im Innenhof Musik machen, Texte über die Haussprechanlage lesen oder den Bewohnern von Kindern gemalte Bilder vor die Tür legen. Ebenso wurde deutlich, da viele Ehrenamtliche als Besuchende nicht mehr in die Häuser gehen konnten, welche große Bedeutung diese Arbeit für die einzelnen Menschen als Teil der Seelsorge hat.
Öffnungskonzepte und Blick in die Zukunft
Nachdem sich die Lage entspannt hatte, galt es, Öffnungskonzepte zu erarbeiten. Einschränkungen bestehen aufgrund der Hygieneregeln weiterhin: Die Arbeit in den Werkstätten kann nicht voll aufgenommen werden, auch das Freizeitprogramm in den Heimen ist stark eingeschränkt.
Diakonische Arbeit lebt von Begegnung und Zuwendung. Das Gebot der Stunde ist aber, sich an die Verordnungen und Empfehlungen der Politik zu halten, weil die Erhaltung der Gesundheit von Personal, Bewohnern und Klienten an erster Stelle stehen muss.
Gemeinsam wurde viel erreicht. In Videokonferenzen gab es Information und Austausch zu den Entwicklungen mit den Einrichtungen und Diensten. Die schon immer gepflegten Kommunikationsstrukturen zu Politik und Verbänden bewähren sich jetzt.
Auch wenn viel erreicht wurde, müssen wir dranbleiben. Niemand kann sagen, wie sich die Infektionszahlen entwickeln. Zum Ende des Jahres erwarten wir eine Zunahme armer Menschen in unseren Beratungsstellen. Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und die Beendigung von Darlehen werden viele Menschen an ihre finanziellen Grenzen bringen.
Die Prämienzahlung an Pflegekräfte war ein wichtiges Signal, aber nicht nachhaltig. Die anderen, oft genauso geforderten Dienste in der diakonischen Arbeit, wurden nicht in den Blick genommen. Das haben wir sehr bedauert. Die Diakonie wird sich weiterhin für nachhaltig bessere Rahmenbedingungen für die Pflege einsetzen.
Wir tun unser Bestes und vertrauen darauf, dass für uns alle gerade in dieser Zeit gilt: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist Furcht, sondern den Geist der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ (2. Tim 1, 7)