In den Jahren 2016 bis 2020 haben Diakonisches Werk Württemberg und Evangelische Landeskirche in Württemberg den Aktionsplan „Inklusion leben“ umgesetzt. Die Bilanz ist ermutigend und das Thema in so gut wie allen Kirchenbezirken angekommen.
Aktive Kirchengemeinden
Viele Kirchengemeinden haben sich in Verbindung mit diakonischen Akteuren auf inklusive Wege gemacht. Oftmals angestoßen in den Kirchenbezirken, haben mehr als 200 Projekte gezeigt, wie Kirche und ihre Diakonie Vielfalt vor Ort umsetzen und welche unterschiedlichen Gesichter gelebte Inklusion hat. Neben der gleichberechtigten Teilhabe für alle Menschen, egal ob sie behindert, arm, arbeitslos, alt, einsam sind oder einen Migrationshintergrund haben, haben die Projekte gezeigt, wie sich alle aktiv einbringen und mitgestalten können.
Barrieren weg, Verbindungen da
Rund zwei Millionen Euro sind als Fördergelder geflossen und haben dazu beigetragen, dass Barrieren auf allen Ebenen abgebaut werden konnten und viele neue Verbindungen entstanden sind. Nach knapp fünf Jahren sind über die Klammer Inklusion die Bildungsinstitutionen der Landeskirche gut miteinander vernetzt, Kita-Multiplikatoren erfolgreich geschult, neue Kooperationen von Jugendhilfe und Kirchengemeinden entstanden und langfristige Aufgaben und Themen in der Landeskirche im Rahmen des Netzwerks „NIL“ benannt. Die Corona-Krise hat manches vor Ort zeitweise zum Stillstand gebracht, aber nichts an der Nachhaltigkeit der inklusiven Öffnung verändert. Jetzt braucht Inklusion in Landeskirche und Diakonie vor allem Kümmerer, dürfen die Kirchengemeinden nicht allein gelassen werden.
Fonds fördert Projekt in GWW
„Wir wissen, wie entscheidend die Begegnung für eine gelingende Inklusion ist. Nur wenn wir uns begegnen, können Vorurteile abgebaut und Haltungen verändert werden“, so Oberkirchenrat Dieter Kaufmann, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks Württemberg. „Nur wenn wir etwas gemeinsam tun, bauen sich Ängste ab und wächst Vertrauen“. Eindrucksvoll bestätigen dies Bernd Oberdorfer und Igor Resler aus dem Förder- und Betreuungsbereich der Gemeinnützigen Wohn- und Werkstätten (GWW) Sindelfingen. Körperlich stark beeinträchtigt, können sie zwar hören, aber sich nur mit Hilfe eines „Talkers“ und Sprachausgabe verständigen. Als Referenten gehen sie in Konfirmandengruppen, Schulen und Kindergärten. Vor Ort lassen sie sich von den Kindern anfassen und von den Konfis nach Herzenslust ausfragen. Prägende Begegnungen für beide Seiten auf Augenhöhe. „So ruhig und hoch konzentriert war es noch nie in unserer Schulstunde“, berichtet etwa ein Lehrer, „das hätte ich nie für möglich gehalten“. Zur Umsetzung dieser ungewöhnlichen und beeindruckenden Bildungsangebote hat die GWW 36.000 Euro aus dem Fonds „Inklusion leben“ bekommen.
Landesbischof: Beharrlichkeit zahlt sich aus
Alle Aktionen und Veranstaltungen, die im Rahmen des Aktionsplans umgesetzt wurden, haben dafür gesorgt, dass so gut wie in jeder Ecke der Landeskirche „Inklusion leben“ in unterschiedlichster Art und Weise zum Thema gemacht wurde. Eine Botschaft, die auch Landesbischof Frank Otfried July immer wieder unterstreicht, zieht sich durch alle Projekte: „Entscheidend ist, dass wir uns als Kirche und Diakonie überhaupt auf den Weg machen, Inklusion zu leben – und dabei auf Beharrlichkeit setzen.“ In der Regel sei es nicht „der große Wurf“, sondern die Auseinandersetzung damit, was vor Ort umsetzbar ist, wo Teilhabe ermöglicht und zur Mitgestaltung eingeladen werden kann. „Es waren viele kleine Schritte, die aber zu einer großen Veränderung geführt haben“, so die Erfahrung eines Trägers. Für eine Kirchengemeinde sind „die kleinen Schritte die, wenn es darum geht, vor Ort am Ball zu bleiben, im Sozialraum unterwegs zu sein, Barrieren abzubauen“.
Resumée
Von ihren eigenen Lernerfahrungen waren die Projektumsetzer oft selbst überrascht. Deutlich wird, dass sich der Horizont geweitet hat, neue Personengruppen mit ihren jeweiligen Stärken und Bedürfnissen in den Fokus kamen. In den Projekten ist es gelungen, dass sich unterschiedlichste Menschen auf Augenhöhe begegnen und beteiligen können. Lebenswelten sind neu miteinander verbunden, Kirchengemeinden offen für Nachbarschaft und Quartier.