Verantwortung für Menschen übernehmen, die hierher kommen – im Internationalen Ausbildungsprojekt und bei einer Tagung.
Das Internationale Ausbildungsprojekt fördert individuelle legale Migrationswege für Auszubildende in Altenpflege und Eingliederungshilfe. In zehn Jahren wurden rund 750 Menschen für diakonische und caritative Einrichtungen gewonnen. Im aktuellen Jahr sind mehr als 120 Auszubildene eingereist.

Ein wesentliches Merkmal des Projekts ist das konsortiale Prinzip. Mit anfänglich fünf und jetzt 22 Trägern der Alten- und Behindertenhilfe aus Diakonie und Caritas in Württemberg und Baden arbeiten die Zuständigen im Diakonischen Werk Württemberg eng zusammen.
Auch die Anzahl der Partnerorganisationen in Ländern wie Armenien, Kosovo, Marokko, Tadschikistan oder Tunesien ist deutlich gestiegen. Mit weiteren Organisationen in Indien und Kolumbien finden Gespräche über eine mögliche Zusammenarbeit statt.
Bestimmend für das Projekt ist eine faire, legale und sichere Arbeitsmigration. Es geht um eine nachhaltige Gewinnung von internationalen Auszubildenden für die Altenhilfe und Eingliederungshilfe als Beitrag zur Fachkräftesicherung und einer Internationalisierung der sozialen Arbeit. Wichtig sind die persönliche Begleitung der Auszubildenden, transparente Abläufe ebenso wie die kultursensible Integration, Rassismusprophylaxe und die Beachtung der gesellschaftlichen ethischen und werteorientierten Aspekte im Herkunftsland. Die Akquise soll partnerschaftlich und entwicklungspolitisch ausgewogen sein.

Die großen Herausforderungen für die Einrichtungen und ihre Mitarbeiterschaft, ebenso wie für die einreisenden Menschen, ist die persönliche Begleitung auf dem Integrationsweg, das Sprachniveau B 2, die gegenseitige interkulturelle Achtung und der hohe bürokratische Aufwand für alle Beteiligten.
Das Internationale Ausbildungsprojekt trägt zusammen mit anderen Ansätzen, die im Diakonischen Werk Württemberg umgesetzt werden, wie etwa dem Welcome-Center Sozialwirtschaft, gefördert durch das Wirtschaftsministerium des Landes Baden-Württemberg, und weiteren EU-Projekten wie „Vorbereitet und erfolgreich nach Deutschland“ und „InteNETZ „Nachhaltige Integration von Pflegekräften aus Drittstaaten im Sozialraum“ zu einer gelingenden Integration in einer Einwanderungsgesellschaft bei.
„Ich gehe, um für dich da zu sein – was bedeutet Arbeitsmigration für die Familie?“ war der Titel einer international besuchten Tagung im futurum der Diakonie Württemberg.
Menschen verlassen ihre Heimat und ihre Familien, um in der Ferne für zu pflegende Menschen zu sorgen und viele weitere Arbeiten für ein funktionierendes System in einem anderen Land zu leisten. Dies ist die Realität vieler Menschen, die zum Beispiel aus der Ukraine nach Polen, aus der Republik Moldau nach Rumänien oder aus der Slowakei nach Deutschland kommen.
Diese Menschen sind die „unsichtbaren Helden“ unserer Gesellschaften – auf Baustellen, als Lastwagenfahrer, Handwerker oder in der Pflege. Sie sind oft willkommen, weil sie gebraucht werden, doch der Preis ist hoch: die Trennung von ihren Lieben und oft ein isoliertes Leben in der Fremde.
Die württembergische Landesstelle Hoffnung für Osteuropa veranstaltete gemeinsam mit der Diakonie Polen, AIDRom Rumänien, dem FIZ Stuttgart, dem Diakoniepfarramt Stuttgart und der Gleichstellungsbeauftragten im Evangelischen Oberkirchenrat die internationale Tagung, die mit Simultanübersetzung in die Sprachen Polnisch, Rumänisch und Deutsch einen fachlichen vernetzenden Austausch ermöglichte.
Die Tagung beleuchtete die Geschichten und Herausforderungen für diese Familien. Es wurde ein intensiver Lernprozess für die kirchlich-diakonische Arbeit in Deutschland, Polen, Rumänien und vielen weiteren Ländern angestoßen. Es bestand Einigkeit darüber, dass eine gemeinsame und abgestimmte Begleitung der Menschen und ihrer Familien notwendig ist.
Die Menschen, die pendeln, stehen unter einem finanziellen Druck in ihren Heimatländern. Wo beginnt Ausbeutung, wo sind die Strukturen prekär? Welche Einrichtungen arbeiten legal und unter gerechten Bedingungen? Wo braucht es welche Unterstützung? Bei der Tagung wurde die Vernetzung zu den Organisationen der Herkunftsländer angestoßen, um Familien zu stärken und sie vor Ausbeutung und Einsamkeit zu schützen.
Als Ergebnis wurde festgehalten, die Situation der betroffenen Menschen in Gesellschaft und Kirche sichtbarer zu machen. Dadurch soll die Unterstützung von Frauen und Männern, die im Verborgenen ihre Arbeit tun, Angebote für Seelsorge, Gottesdienste oder Begegnung vermehrt gestaltet werden. Meist ist es nicht leicht, die Menschen zu finden. Eine sehr konkrete Idee war, bei Senioren-Geburtstagsbesuchen das Gespräch mit den Betreuungskräften zu suchen. Aber auch in Beratungsstellen, Diakonieläden und Vesperkirchen soll darauf aufmerksam gemacht werden
Link zum Video der Tagung.
