Die Pflege zuhause wird unter anderem durch videogestützte Beratung gestärkt – mit guten Ergebnissen.
Im Gemeinschaftsprojekt der Diakonie Baden-Württemberg „Virtuelle Fürsorge: Innovative Ansätze zur Telepflege“ werden Anleitung, Beratung und Schulung von pflegebedürftigen Menschen, pflegenden Angehörigen sowie professionell Pflegenden mit dem zertifizierten Videodienstanbieter ZAVA Sprechstunde Online telepflegerisch erprobt.
Das Projekt „Virtuelle Fürsorge“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Diakonie Baden-Württemberg. Das Modellprogramm nach § 125a SGB XI wurde im Rahmen des Gesetzes zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (DVPMG) ins Leben gerufen. Insgesamt nehmen fünf ambulante Pflegedienste teil, die Mitglieder der Diakonie Baden bzw. der Diakonie Württemberg sind. Die Projektleitung obliegt zwei Referentinnen der Abteilungen Gesundheit, Alter, Pflege aus den beiden Landesverbänden. Das Projekt startete zum 1. Juni 2024 und lief insgesamt 15 Monate bis zum 31. August 2025.
Das Projekt zielt darauf ab, die pflegerische Versorgung in der Häuslichkeit zu stärken und soll entscheidend dazu beitragen, dass pflegebedürftige Menschen länger in ihrem ursprünglichen Lebensumfeld bleiben können. Ein Schwerpunkt des Projekts liegt auf der videogestützten Beratung in der Häuslichkeit nach § 37 Abs. 3 SGB XI. Dieses Anwendungsfeld konnte bereits über hundert Mal erprobt werden und erzielt sehr positive Rückmeldungen bei pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen, die sich unkompliziert in die Beratungsbesuche einwählen können. Pflegebedürftige Menschen erhalten außerdem audiovisuelle Schulungen zu spezifischen Krankheitsbildern und virtuelle Unterstützung bei pflegerischen Maßnahmen durch examinierte Pflegefachpersonen. Zusätzlich werden durch die Möglichkeit des videobasierten Austauschs der professionell Pflegenden untereinander die Absprachen gefördert und die Qualität der Pflege verbessert. Die telepflegerische Anleitung von Auszubildenden und angelernten Pflegepersonen sind weitere Anwendungsfelder, die innerhalb des Projekts erprobt werden.
Die Digitalisierung in der Pflege soll auch zu einer Entlastung beruflich sowie informell Pflegender führen. Angesichts des derzeitigen und prognostizierten Pflegefachpersonenmangels ist eine Entlastung dringend nötig. Unklar ist jedoch, inwiefern digitale Anwendungen die Arbeitsmenge und den Zeitdruck tatsächlich verringern und damit die Arbeitsqualität erhöhen können. Deshalb soll mit dem Projekt auch erprobt werden, wie und in welchen Anwendungsfeldern telepflegerische Leistungen die Versorgungssituation von pflegebedürftigen Menschen verbessern sowie pflegende Angehörige und beruflich Pflegende entlastet werden können. Digitale Strukturen und Prozesse sollen dabei keine Arbeitskräfte ersetzen, sondern die Pflegepersonen bei besonders belastenden oder wiederkehrenden Routinetätigkeiten unterstützen, die Versorgungsqualität erhöhen und die Attraktivität des Pflegeberufs steigern.
Das Projekt wird vom GKV-Spitzenverband im Rahmen des Modellprogramms zur Erprobung von Telepflege nach §125a SGB XI gefördert und gehört zu den insgesamt zwölf geförderten Projekten.
