Die Änderung in der Pflegeausbildung sieht Johannes Miller auch als Chance: „Sie erhöht noch einmal unsere schon immer gute Ausbildungsqualität.“ Der Hausdirektor im Martin-Haug-Stift in Freudenstadt verweist auf die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten, die dadurch gegeben sind. Die Auszubildenden erhalten durch die neu aufgestellten Ausbildungsrichtlinien nun die Chance verschiedene Einsatzmöglichkeiten von der Kinder- bis zur Altenpflege kennenzulernen. Johannes Miller: „Davor musste sich ein junger Mensch von Anfang an festlegen, was er lernen und als Beruf ausüben wollte. Heute wählt er den Pflegeberuf und kann später entscheiden, ob er lieber im Krankenhaus oder beispielsweise in der Altenpflege tätig sein möchte.“ Der Direktor des Martin-Haug-Stiftes glaubt, dass dadurch künftig eine noch bessere berufliche Zufriedenheit erreicht werden kann.
Durch die Umstrukturierung gäbe es einen positiven Wettbewerb zwischen den Einrichtungen in der Pflege. „Ich habe keine Sorge, dass hernach alle im Krankenhaus arbeiten möchten“, lacht Miller. Die Altenpflege müsse sich nicht verstecken, ganz im Gegenteil. Die Pflege alter Menschen sei eine sehr befriedigende Arbeit. Gerade der Beruf der Altenpflege gebe große Verantwortung und ermögliche ein selbständiges Arbeiten. Ein weiterer Vorteil: Menschen können viel länger als im Krankenhaus betreut werden. Dadurch würden engere, sehr sinnerfüllende Beziehungen entstehen.
Der Vorteil der neuen Ausbildung liegt auf der Hand. Ein junger Mensch, der es sich überhaupt nicht vorstellen kann, in der Altenpflege tätig zu sein, lernt diese Arbeit nun in seiner Ausbildung kennen und möglicherweise dann auch schätzen und entscheidet sich vielleicht sogar später für diesen Arbeitsbereich, den er zu Beginn seiner Ausbildung gar nicht ins Auge gefasst hatte.
Es gibt in der Pflege viele Schnittmengen. Wenn die Auszubildenden überall einen Teil ihrer Ausbildung absolvieren dürfen, bekommen sie einen tieferen Einblick in die Arbeitsabläufe und können sie später, egal in welchem Bereich sie tätig sind, besser nachvollziehen. Gerade zwischen Krankenhaus und Altenheim gibt es diese Gemeinsamkeiten, wenn beispielsweise alte Patienten vom Krankenhaus direkt in ein Pflegeheim überwiesen werden. Die Handlungsweisen der jeweiligen Einrichtungen werden besser verstanden, wenn man selbst eine Zeitlang dort gearbeitet hat. Johannes Miller: „Es ist gut, wenn die Berufsgruppen voneinander wissen. Dann stellt sich auch nicht die Frage, wer den höherwertigen Job hat. Es wird vielmehr gemeinsam beraten und gemeinsam gehandelt und davon profitieren vor allem die Pflegebedürftigen.“