Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass die Langzeitarbeitslosigkeit in Deutschland wie auch in Baden-Württemberg stark angestiegen ist und sich zu verfestigen droht. Im Jahr 2020 liefen die sogenannten „Beschäftigungsgutscheine“ im Rahmen des Landeskirchenprogramms „Kirche trotzt Armut und Ausgrenzung“ aus.
Diese hatten zum Ziel, Menschen ohne Arbeit, die nicht von den vorhandenen staatlichen Unterstützungsangeboten profitieren können, zu unterstützen. Das Konzept hatte sich bewährt: Es konnten seit 2013 über 800 Beschäftigungen ermöglicht werden. Die Beschäftigungsgutscheine waren deshalb Impulsgeber für ein seit 2021 bestehendes regionales Modellprojekt der Diakonie Württemberg mit dem Kreisdiakonieverband Heilbronn und der Aufbaugilde Heilbronn als Qualifizierungs- und Beschäftigungsträger. Projektziel ist es, durch individuelle Beratung und Begleitung zu einer passgenauen Beschäftigung hinzuführen.
Das Projekt knüpft an regionale Bedarfe an: So stellte sich speziell in der Modellregion Heilbronn heraus, dass die Zielgruppe „Mütter am Übergang von der Familienphase zurück in den Berufsalltag“ einen besonderen Bedarf an unterstützenden Angeboten hat: Viele Frauen stehen vor einer großen Herausforderung, wenn es um die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Erwerbstätigkeit geht. In zwei Projektrunden mit jeweils fünf verfügbaren Plätzen wurden bisher insgesamt 13 Teilnehmende bei ihrer sukzessiven Heranführung an den Arbeitsmarkt bis zu 12 Monate lang begleitet. Bedarf und Nachfrage sind hoch. Ziel ist, die Alltagsstruktur der Familie und die berufliche Perspektive der Klientin aufeinander abzustimmen und mehr Sicherheit für die Familie im Hinblick auf eine nachhaltige Lebensplanung zu schaffen.
Freiwilligkeit, Vertrauen und Empowerment sind zentrale Herausforderungen auf dem zum Teil beschwerlichen Weg zur beruflichen Integration. Vor allem die Sicherung der Kinderbetreuung sowie der Umgang mit finanziellen Problemen, gesundheitlichen Einschränkungen und familiären Belastungsfaktoren sind wichtig. Wie die Beraterinnen vor Ort berichten, verläuft der Hilfeprozess nicht immer geradlinig, so dass häufig Motivationsarbeit und Ermutigung gefragt sind. Mit dem Projekt werden auch Teilnehmerinnen erreicht, die gar nicht im Leistungsbezug waren oder trotz Angliederung beim Jobcenter zuvor nicht zur Aufbaugilde gelangt waren. „Diese Frauen fanden über den Kreisdiakonieverband zur Aufbaugilde. Das Projekt schließt damit eine Lücke“, so Ingrid Denninger, Beraterin „Job ´n Kids“ bei der Aufbaugilde Heilbronn.
Die ratsuchenden Mütter sind dankbar für diese Form der engen und passgenauen Begleitung: „Ich bin froh, jemanden an meiner Seite zu haben und erhalte hier Hilfe und Antworten auf meine Fragen“, so die Rückmeldung einer Teilnehmerin. Die Gutscheine dienen zum einen als Lohnkostenzuschuss für zukünftige Arbeitgeber. Zum anderen können sie für Begleitung auf dem Weg hin zum Übergang in das Berufsleben eingesetzt werden. Dadurch werden innovative und bedarfsgerechte Lösungen geschaffen. Ein Kombimodell aus beiden Varianten ist ebenfalls möglich.
Die Umsetzung von „Job `n Kids“ zusammen mit einem Beschäftigungsträger und einem Kreisdiakonieverband zeichnet sich durch eine fruchtbare Zusammenarbeit aller Partner aus. Durch Vernetzung und Gestaltung dieser Schnittstelle können Beratung und Arbeitsmarktintegration Hand in Hand gehen und Synergieeffekte geschaffen werden. Dadurch wird ein Signal gesetzt, wie soziale Teilhabe gelingen und nachhaltig gewährleistet werden kann.